Hallo! Von 20.30 - 21.00 Uhr meditiert mein Kunde. Speziell die HF und pNN50 sinken sehr deutlich ab (-65%). Ist das normal bei einer Meditation? Er ist geübt darin. Direkt danach, beim Abendessen, geht es ihm wieder gut!
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Meditation
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Hallo Silke,
jetzt hat's mich doch gleich interessiert! Bei geübten Meditierern kann es sein, dass er seinen Atemrhythmus vertieft und so weit absenkt, dass die RSA, die bei natürlichem Atemfluss in der HF erscheint, eine Etage tiefer in der LF sichtbar wird. D. h. z. B 6 -7 Atemzyklen/Minute. (Wir haben das auch bei der Gekon in Liechtenstein wieder recht eindrücklich erlebt.) Das weiß das System natürlich nicht und ordnet die verlangsamte Atmung folgerichtig auch der LF zu. Das ist nichts Außergewöhnliches, wenn man die meditativ verlangsamte Atmung gewöhnt ist. Er zeigt ja auch im Schlaf einen sehr langsamen Atemrhythmus, der nur haarscharf an der Grenze LF – HF liegt. Wahrscheinlich rechnet das System sogar einen Teil der Atmung in die LF, weil sie so knapp an der Grenze liegt. Die zwei ersten Tiefschlafphasen zeigen zwar schon leichte Erschöpfungstendenzen (LF und VLF sind fast ganz weg), aber die RSA und die Schlafrhythmik sind voll ok. Was mich allerdings ein wenig stutzig macht ist die Tatsache, dass die HR bei der Meditation nicht unter den Tagesschnitt sinkt. Anyway…
D. h. tatsächlich ist der Vagus viel stärker ausgeprägt, als es den Zahlen nach ist, weil ein Teil der LF-Werte „eigentlich“ dem Vagus zugehörig ist. Auch wenn der Mensch sich subjektiv etwas ausgelaugt fühlt, ist das objektiv für einen 52jährigen wirklich nicht bedrohlich. Sein Vegetativum funktioniert ja recht anständig und der Allgemeinzustand ist überdurchschnittlich gut. Laut den Daten ist er auch nicht ausgebrannt, sondern einfach nur überarbeitet und braucht ein verlängertes Wochenende Tapetenwechsel zur Regeneration, im Sinn von „Hirn & Hand ausbalancieren“.
Mit liebe Grüßen aus Innsbruck,
Erich
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Oh Heike und Erich,
wieder ein hochinteressanter Beitrag allerdings auch heikel. Begriffe wie Meditation werden von den Ausübenden (die es Können) oft anderes verstanden als dem Laien und noch schlimmer von denen die ein Meditationswochenende absolviert haben. Es wird gründlich aneinander vorbeigesprochen. Meine Gedanken dazu also aus Sicht des Praktikers der nicht weis was er tut.
Das dein Klient ganz gut sein muss sehe ich an dem Tagesbeginn: 7:00 - 7:20 Uhr werden wir mal langsam wach. Nur keine Hektik. Puls bilderbuchartig nach oben. 7:20-7:40 Uhr die Notwendigkeit auf Touren zu kommen sieht er ein. Puls in zweiter Hälfte auf 190. 7:40 -7:55 Uhr war doch gut zu schnaufen. Puls senkt sich wieder. 8:00 - 10:00 Uhr Jetzt kann gearbeitet werden. Der Puls steigt nicht mehr, sondern pegelt sich dabei senkend ein. Gegen 11:50 Uhr Entspannung würde ich mit 20:30 Uhr vergleichen. 11:50 Uhr sehen wir ein deutliches absinken des Pulses. Das bezeichne ich als angewandte und nutzbringende Methode, egal wie man die auch nennen mag, für deinen Klienten. Er hätte auch nach 15 min. aufhören können. Sein Ziel hat er erreicht. Das er 35 min. geruht hat? Er würd seine Gründe haben. Und nun zur 20:30 Uhr. Ich weiß nicht was er erreichen wollte und dir Silke würd er es wahrscheinlich auch nicht gesagt haben. Da es Leute gibt, die mit ihrer Herzfrequenz "spielen" können, ist es durchaus möglich, dass dein Klient etwas übte-lernte- und nicht absichtslos war. Dann kann eine Übung schon ganz schön anstrengend zum Teil auch schweißtreibend werden.
Erich, deine Bemerkungen drucke ich mir aus. Die vom "Programm" vorgenommenen Zuordnungen helfen mir mit deinen Darstellungen so manches Wirrwarr in einigen meiner Messungen besser deuten zu können. Da fällt mir eine Episode vor 1970 ein. Umbruch im Betrachten beim Umgang mit Herzpatienten. Das Glocken Polygon der Herzgröße wurde auf der Grundlage der Gesamtbevölkerung erstellt. Dabei fanden alle Hochleistungssportler die erschütternde Diagnose gestellt: Sie haben eine krankhafte Herzvergrößerung. (Mir wollte man alles verbieten und mit Medikamenten vollstopfen) Was war die Ursache: Es wurde angenommen, dass die Herzgröße der Durchschnittsbevölkerung die Normalität darstellt. Undenkbar, das etwa nur der kleinere Teil der Bevölkerung ein Normales Herz hätten. Es bleibt dabei: Jeden einzelnen Klienten ganz individuell betrachten und dazu wünsche ich uns, Dir Silke und Erich noch viel "Tiefenarbeit" um dahinter zu kommen.
Viele Grüße aus der Herbstzeit in Berlin
achwilli
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Hallo! Da ihr nicht alle Zusatzerklärungen zu der Messung einsehen könnt, ihr eine Erklärung: Der Gemessene ist Arzt und in seiner Praxis an dem Tag tätig. Von 11.55 - 12. 30 Uhr macht er bei einem Patienten eine Akupunkturbehaundlung.
7.55 Uhr - 10.10 Uhr: er behandelt osteopathisch, 10.10 - 10.40 Uhr: Büro, 10.40-11.25: Trauergespräch mit Patient, 11.25-11.55: er behandelt osteopathisch, dann macht er Akupunktur. 14-18 Uhr wieder "normale" Sprechstunde.
und beim Sport 18.30-19.40 Uhr macht er Stepptanz :-)
Vielen lieben Dank für eure lehrreichen Antworten! Freitag habe ich per Skype das Coaching zu der Messung!
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Lieber Erich, lieber Willi! Freitag war das Gespräch zu dieser Messung. Wie immer sehr interessant!
Ihr hattet beide so recht mit eurer Analyse - WOW!
Kurzversion: Klient dachte, dass er nahe am Burnout steht und hat daher seinen Fokus in den letzten Jahren auf Stärkung des Vagus gelegt. Dabei hat er die körperliche Aktivierung tatsächlich fast außer Acht gelassen. Er war sehr positiv überrascht, dass seine körperlichen Voraussetzungen so gut sind. Nun denkt er um und wird sich mehr der Aktivierung zuwenden :-)
Er hat jahrelang meditiert aber nun seit 2 Jahren gar nicht mehr. Nur für diese Messung hat er es mal wieder gemacht und selber festgestellt, das Meditieren gerade nicht sein Thema ist!
Er hat nach fast 1,5 Std Gespräch deutlich glücklicher ausgesehen als zu Beginn und war um viele positive persönliche Erkenntnisse reicher :-)
LG Silke
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