Schlechtere HRV als subjektive Wahrnehmung

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    Dieser Klient ist Lehrer, macht regemäßig Sport und gibt an, sich untertags ausgeruht zu fühlen. Die Messung sagt ganz etwas anderes! Beim Gespräch wird sich schon manches klären, aber ich bitte um Rückmeldungen...
    Vielen Dank
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  • #2
    Hallo Gabi,

    wieso? Das ist doch ganz einfach. Wir sehen hier ein typisches (Lehrer-) Burnout Bild, also noch nicht 100%ig aber auf gutem Weg dahin.
    Und dass er sich tagsüber "ausgeruht" fühlt, kann auch heissen, dass er allgemein müde und schlapp ist. Da hilft auch der Sport nicht.

    LG Stefan

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    • #3
      Hallo Gabriele!

      Dein Klient ist vermutlich schon viele Jahre als Lehrer tätig und er kennt es nicht anders, weiß damit gar nicht, dass er vitaler sein könnte.
      Die grafische Darstellung seines Lebensfeuerbildes hilft ihm hoffentlich zu erkennen, dass es wichtig ist, die Vagusaktivität und seine Schlafqualität zu verbessern, um die nächsten Jahre bis zur Pensionierung mehr Lebensqualtät zu erfahren und nicht in ein Burnout zu rutschen.
      Die deutlich verschobene Pulsstatisik wird ihm sicher zu denken geben.
      Was hat er in den 3 Std. "Sport" gemacht? Der Pulsbereich verlässt nur 2x sehr kurz den Bereich "Manuelle Arbeit/Gehen"?

      LG Karin

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      • #4
        Vielen Dank für die Feedbacks! Welchen Sport er machte muss ich ihn noch fragen, aber für mich ist die Messung auch eindeutig!!
        Lg Gabriele

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        • #5
          Hallo Gabriele,

          ergänzend zu den guten obigen Postings:
          Also die subjektive Befindlichkeit und der objektive Befund liegen ja nicht allzu weit auseinander. Für einen Lehrer, der womöglich seine gesamte Arbeitslebenszeit in der Schule verbracht hat, ist das gar nicht so übel…

          Was die Messung aber tatsächlich etwas trübt ist die Tatsache, dass sich die zirkadiane Rhythmik ein wenig umgedreht hat, was man anhand der Daten gut ablesen kann. (siehe TotalPower, HF, pNN, RMSSD) Üblicherweise sind ja die TP-Daten durch die Thermoregulation nachts deutlich höher als tagsüber. Das bewirkt mit, dass der GVI 2stellig ist. Auch mit geübtem Auge könnte man im Spektrogramm nicht wirklich erkennen, wann Dein Kunde schläft oder wach ist. Die Pulskurve alleine verrät da ebenfalls nicht viel. An der Pulsstatistik kannst Du erkennen, dass er zwar 7:15 Stunden schläft bzw. entspannt, aber sich die Herzrate exakt 0:00 Stunden in diesem Bereich befindet. Im Grunde ist sie ständig auf Tagesniveau.

          Auch das Power-Napping erfüllt objektiv seine Aufgabe nicht wirklich. Subjektiv vielleicht schon. D. h. sein Vagus hat an Kraft eingebüßt, die HR abzusenken. Der Sympathikus hat immer die Oberhand. Das Werkl funktioniert einfach nicht (mehr) besonders ökonomisch. Dass er das nicht spürt liegt daran, dass sich die Werte ja nicht von heute auf morgen verändern, sondern sich langsam aber sicher im Lauf von Jahren im Sinn von „Shifting baselines“ verschieben. Einen hohen Blutdruck spürt man ja subjektiv auch nicht, man kann ihn aber objektiv messen.

          Letztendlich entspricht dieses Bild sowohl optisch als auch anhand der Daten exakt dem auf S. 156 in Alfred’s (& Andrea’s!) HRV-Lehrbuch: Chronischer Stress - „Eingeschränkte Ökonomie und reduziertes Leistungsvermögen bei noch erhaltener Dynamik und Substanz“ steht da. D. h. Vagustonisierung durch Atmung und erholsame Maßnahmen. Sport kann er ruhig ausüben, aber schaumgebremst, damit er sich nicht auch noch die VLF ruiniert: z. B. Nordic Walking. Aber alles ohne Leistungsanspruch!!! Einfach tun und gut mit atmen. Auch TaiChi oder QiGong tut ihm sicher gut. Fürs Coaching wichtig: er braucht Ziele, damit er einen Weg beschreitet! (Stark in der VLF) Warum geht er nicht mal auf Kur, um sich wieder von seinem stressigen Job zu erholen?

          Liebe Grüße, Erich

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          • #6
            Lieber Erich! Vielen Dank für die wertvollen Anmerkungen!! LG Gabriele

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            • #7
              Hallo Gabi!

              Ich melde mich sowohl als HRV-Professional, als auch Lehrer zu Worte, wobei ich auf eine Analyse verzichte, da diese von Erich schon ausführlich vollzogen wurde.

              Als wichtigste Erfahrung im eigenen schulischen Umfeld gilt es festzuhalten, dass eine Tendenz des Schönredens stattfindet. Damit meine ich v.a. das Fehlen von Bewusstsein, Achtsamkeit, Reflexion, Metakognition oder wie auch immer man es bezeichnen will: Lehrpersonen erhalten meistens dann Coachings, wenn schon viel Raubbau betrieben wurde. Dieses Verständnis kann dir durchaus weiterhelfen den Lehrer besser zu verstehen: wer 30 Jahre wenig bis gar kein Ressourcen- oder Stressmanagement praktiziert, wird dir nach einer HRV Messung im zarten Alter von 58 auch nicht sagen können, dass mehr gehen würde, aufgrund eines gewissen Gewöhnungseffektes aber beispielsweise eine pNN50 von 0,87% als gut bezeichnet.

              Eine zweite nicht zu unterschätzende Überlegung ist der Cortisolspiegel, welcher sich tatsächlich im "Ferienphänomen" manifestiert, will heissen, dass Lehrpersonen gehäuft in ihren Ferien erkranken. Auch hier zeigt sich eine Art Verdrängungssystematik, welche sich durchaus mit der Beobachtung bzw. der Hypothese des Schönredens deckt. Obschon die Dynamik A noch in einem nicht besorgniserregenden Bereich liegt, darf man zweifelsohne von einem erschöpfenden und nicht mehr erholsamen Schlaf reden, sodass du deinen Klienten entweder direkt fragst, wie häufig er an Infekten erkrankt, bzw. allenfalls eine Messung des Cortisolspiegels Sinn machen würde.

              Schliesslich kommen wir zum dritten und entscheidenden Argument: das Brennen für die "Berufung". Genauso wie jeder andere Beruf ist auch der Lehrberuf eine Berufung, welche in sich selber gar nicht ohne Leidenschaft funktionieren kann. Das IST genau das Paradoxon des Lehrberufes: sowohl in Medien, als auch am Stammtisch wird festgestellt, dass Lehrer einerseits so viel Urlaub haben, andererseits so sehr belastet sind, was an sich nur Halbwahrheiten entspricht. Entscheidend ist die Leidenschaft, das Feuer bzw. das richtige Hochflammen des Lebensfeuers in die oberen Bereiche der LF. Erst wenn dies begriffen und erfahren wurde, kann sinnvolles Gesundheits- und Stressmanagement mit dem Klienten ausgearbeitet werden (dort würde ich dann tatsächlich auch eine umfängliche Analyse der Stressfaktoren spezifisch für den Lehrerberuf durchführen, die wirklichen Stressoren müssen auf jeden Fall ernst genommen werden).

              Fazit: wie häufig ist die Lehrperson krank? Direkte Frage an die Person: WARUM, und nicht OB, er für den Beruf brennt - gemäss Spektrogramm ist kein sichtbares Brennen ersichtlich. Und schliesslich eine gute und systemische Analsyse (dazu gibt es gute bis sehr gute Bücher welche im Internet gefunden werden können).

              Hoffe diese etwas ausführlichen Gedanken helfen dir und letztenendes auch deinem Klienten!

              Liebe Grüsse, Henry

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