Euer Feedback ist mir willkommen

[Anonymous]

Ich bin durch die Coroakrise aus einem fahrenden Schnellzug in 95 % Storno meiner Aufträge bis frühenstens September und damit in fast Stillstand gefallen.
Außerdem fallen meine Quellen des Auftankens wie Tauchen, Wassergymnastik in der Therme Wien, Theaterbesuche, Soziale Kontakte weg
Wir gehen jetzt täglich mit unseren Smooveys ca 30 bis 60 Minuten.
Ich denke mir, diesen sozialen Stress sieht man. Fällt Euch sonst noch etwas Besonderes auf?
Danke für Eure Tipps!
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[Erich]

Hallo,

ich kann mir gut vorstellen, wie Du Dich in Deiner Haut fühlst… Es braucht schon ein gehöriges Maß an Zuversicht und Resilienz, angesichts der Zeitdimension nicht auch mal „von der Stange“ zu fallen und vielleicht nicht gleich depressiv, aber zwischendurch schon ein wenig deprimiert zu sein. V. a. weil man sich ja immer wieder vor Augen führt, wie winzig der Bruchteil an Gefährdeten, geschweige denn Betroffenen ist. Da geht es mir nicht anders. Anyway…

Wenn es schon Vergleichsmessungen von früher gibt, dann kannst Du ja selbst im zeitlichen Verlauf am besten erkennen, welche Parameter sich verschlechtert und welche sich trotzdem noch gut gehalten haben. Auch die Performanceleiste ist da im Vergleich sehr hilfreich. Was auf den ersten Blick ins Auge fällt ist die Tatsache, dass an der Pulskurve nicht wirklich erkennbar ist, wann der Schlaf beginnt und endet. Alles hat das gleiche Niveau, d. h. nachts tendenziell zu hoch. Auch die Pulsstatistik zeigt das. Mit der Bewegungstherapie bist Du sicher nicht überfordert, der Puls erreicht gleich danach wieder das Ausgangsniveau. Der Hof um den Mittelpuls ist generell recht breit – gut so. An sich erfreulich ist auch, dass die VLF sehr gut ausgeprägt ist, d. h. Du hast eine gut Basis. Andererseits zeigt das auch einen ständig hohen körperlichen Aktivierungsgrad, Du bist also körperlich fast permanent ganz schön angespannt. Nachdem Du einerseits eine gute körperliche Basis, andererseits recht angespannt bist, wäre so etwas wie ein kurzes Auspowern kein großes Problem. Stichwort: Sandsack! Hindreschen und den einen oder anderen Fluch loswerden, dass man sich das echt nicht verdient hat.... Hohe Anspannung spüren und auch das Loswerden dieser Spannung spüren! Die Spannung ausatmen!

Bei Deinen Entspannungsimpulsen um 19 und um 22 Uhr herum gibt es weder eine erkennbare körperliche Entspannung noch eine Erholung i. S. einer RSA. Die Vaguswerte sind in Summe nicht berauschend, Du kannst den Sympathikotonus nicht effektiv herunterfahren. Am besten gelingt das durch ein gezieltes Training der vertieften Bauchatmung. Im Sitzen oder Liegen die Hände auf den Bauch legen und mit der Einatmung angeben und der Ausatmung absenken. Die Progressive Muskelentspannung ist auch sehr hilfreich, wenn man einen guten Zugang zu seinem Körper hat. Beim Einatmen einzelne Muskeln anspannen und beim Ausatmen wieder locker lassen, 10 – 15 Mal nacheinander. Keine Doktorarbeit draus machen, sondern einfach einzelne Muskeln, die sich leicht anspannen lassen, der Reihe nach dafür verwenden. Oder: Sandsack!!!

Es ist ja nicht wirklich möglich, diese ungute Situation selbst abzustellen, also den Stressor zu beseitigen. Da sind uns alle die Hände gebunden. Was uns bleibt, ist die Einstellung dazu, also den Blickwinkel immer wieder zu verändern, um nicht ins Katastrophisieren, Hadern und Grübel zu verfallen. Und palliativ-regenerative Aktivitäten fix einzuplanen. Wenn Du zu Kunst und Kultur einen Bezug hast, dann gibt es z. B. gratis Audioguides von „Hearonymus“, um virtuelle Ausstellungsrundgänge durch Museen machen zu können. Die Kunst, „auf andere Gedanken“ zu kommen, können wir jetzt – unfreiwillig – kultivieren.

Liebe Grüße, Erich