pNN50 so niedrig - was tun?

[Walter Luserke]

Die Patientin leidet unter Erschöpfung, am frühen Abend fallen ihr die Augen zu. Warum ist die Parasympathikusaktivität so niedrig? Was könnte man empfehlen?
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[Gast]

Hallo Walter Luserke,

gibt es vielleicht noch ein paar Informationen zur Lebensgeschichte und Lebensstil, natürlich nur so grob wie möglich. Gibt es einen Grund für die Erschöpfung, oder soll mit der HRV-Messung auf die Suche gegangen werden?
Es fehlen zwischendurch immer wieder Aktivitäten, können diese nachgetragen werden? Z.B. am ersten Tag bemüht sich das Feuer ab 16 Uhr hochzuflammen, was wurde da gemacht?

Liebe Grüße,
Martina

[Walter Luserke]

Hallo Martina, DANKE für deine Antwort. Sie lebt eigentlich sehr gesund, gute Ernährung, täglich lange Spaziergänge, viel in der Natur. Keine Erkrankungen. Das Problem besteht seit etwa einem halben Jahr. Und ja, mit der HRV-Messung soll auf die Suche gegangen werden. Das Tätigkeitsprotokoll ist sehr lückenhaft, kann aber nicht besser rekonstruiert werden (neue Messung erforderlich?).
Eine für mich vorstellbare Ursache ist, dass sie sich sehr sehr viele Sorgen um die Welt macht....
LG w.

[Erich]

Hallo Walter,

danke für die an sich blitzsaubere Messung, die eher eine Ausnahme für jemand im Alter von 76 Lenzen ist! Da gibt es i. d. R. einige Extrasystolen bzw. Vorhofflimmern oder ähnliches zu sehen. Wenn die Frau Dir mitteilt, dass sie sich am frühen Abend erschöpft fühlt, dann ist das ihr subjektives Gefühl nicht abzusprechen, es lässt sich ja auch durch die Performance-Leiste durchaus bestätigen. Trotzdem bekommt man anhand der Daten den Eindruck, dass sie grundsätzlich zumindest körperlich gesund ist – siehe die sehr gut VLF-Basis, die prognostisch sehr wichtig ist. Das BA ist mit 57 Jahren sehr niedrig, die Herzrate reagiert auf jede Aktivität, wenn auch mutmaßlich nicht mehr so stark wie früher, sie ist für ihr Alter eher stärker belastbar, als sie sich denkt (die Dynamik B liegt bei 95). Die Spaziergänge fordern sie kaum, da könnte sie z. B. mit Nordic-Walking-Stöcken ruhig mehr gasgeben.

Was etwas hinterherhinkt, ist in der Tat ihre Stressverarbeitung. Wenn Du schreibst, dass sie sich „sehr, sehr viele Sorgen um die Welt macht“, dann heißt das auch, dass sie eher immer in ihrem eigenen gedanklichen Sud köchelt und grübelt, was ihre Lebensqualität im Alltag stark einschränken könnte und auf Dauer ermüdet. Irgendwas „deckelt“ ihre Lebensfreude und lässt sie mutmaßlich nicht „frei atmen“ (niedrige pNN). Offensichtlich ist ihr das Schreiben eines Aktivitätsprotokoll schon zu viel. Ist sie viel allein oder hat sie regelmäßig soziale Kontakte zu Menschen, die ihre belastende Gedankenwelt relativieren? Oder ist sie gar in (digitalen) Blasen unterwegs, die ihre Denkmuster noch bestärken? Womöglich einschlägigen Telegram-Kanälen? Die sozialen Netzwerke bilden ja nur einen kleinen Bruchteil der Bevölkerung ab, nämlich den hysterischen, den cholerischen, und die Algorithmen machen daraus asoziale Hetzwerke und formen in unseren Gehirnen ein völlig falsches Abbild unserer Gesellschaft. Wer da keine dicke Haut hat, der kann auch verzweifeln. Dabei meinen es und sind die meisten Menschen „IM GRUNDE GUT“, so der Titel des Buches von Rutger Bregmann.

Gibt es für sie Möglichkeiten, aus ihren belastenden Denkmustern auszubrechen? Kann sie sich irgendwo engagieren, um den Eindruck der womöglich „durch und durch schlechten Welt“ nachhaltig aus dem Kopf zu bekommen? Aber die Frau ist halt auch 76, das sollte man in der Gesamtsicht auch in Betracht ziehen.

Liebe Grüße, Erich

[w.luserke@t-online.de]

Danke, Erich, für deine ausführliche Stellungnahme. Das hilft mir schon ein Stück weiter.

Und sorry wegen der verspäteten Antwort. Hier war "Land unter". LG Walter