Klient mit Schmerzen

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  • Klient mit Schmerzen

    Mann mit 68 Jahren (Pension) mit permanent körperlichen Beschwerden - beide Hüften bereits operiert, vor kurzem 2 Stent gesetzt.
    Ständige Einnahme von mind. 9 verschiedenen Medikamenten:
    z.B. Ramipril, Atorvastatin, Thrombo Ass, Pantoprazol, Trittico Ret, Magnonorm Gen, etc.
    Bitte um eure Beurteilung der Messung und insbesondere des Bereiches von ca. 20:00 bis 23:00, speziell im Zusammenhang und der der ev. Auswirkung der Medikamente.
    Vielen Dank für die Hilfe und Grüße von
    Richard
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  • #2
    Hallo Richard,
    Grundsätzlich fehlen mir viele Details zu deinem Klienten... Was war oder ist der Grund der Messung und welche Frage möchte der Klient dadurch beantwortet haben?

    Die Messung an sich sieht für das Alter doch gut aus. Er ist besonders stark in VLF, hat eine gute Substanz. Der LF Bereich könnte etwas gefördert werden. Für mich sieht es nach einer guten Erholungs und Regenerationsfähigkeit aus, der Schlaf ist schon ein Highlight in dieser Messung.
    Zwischen 20-23Uhr sieht eher danach aus, als ob er hier schon "vorgeschlafen" hat ;-) ...

    Was ist deine spezielle Frage zu den Medikamenten?
    Der Großteil der Medikamente lassen auf eine Gefäßerkrankung und/oder Herzinsuffizienz schliessen. Man sollte hier vorsichtig sein, in wie weit wir als HRV Experten, Medikationen in Frage stellen. Letztendlich beeinflussen die zwar die HRV, aber im Grunde sollte durch eine gute Behandlung, sich der körperliche Zustand ja bessern oder das Voranschreiten der Erkrankung verhindern und damit auch die HRV verbessern. Wie welche Medikation die HRV im Detail beeinflußt kannst die aber im Praxisbuch ab Seite 260 nachlesen.
    Da auch Trittico auf der Liste steht, gehe ich davon aus, dass dein Klient mit einer Depression oder Angststörung diagnostiziert wurde?
    Ist dies evtl. Ursache auch für ein "nicht gut fühlen"?.... Wenn das z.B. eine Fragestellung war.

    Je nach Fragestellung gibt es einige Ansätze um deinen Klienten in eine evtl. gewünschte Veränderung zu begleiten :-) .
    Was mir auffällt ist ein doch sehr monotoner Tag. Ist dies immer so? Wenig körperliche Tätigkeit, viel TV und Kommunikation. Sollte er wirklich schon ab 20 Uhr weggeschlafen sein, hat er doch immerhin 13h mit Ruhen oder Schlaf verbracht.
    Es wurden nur 2 Mahlzeit dokumentiert und eine davon mit 10 min?!
    Genießt dein Klient die Pension? Wenn ja was genau und kann dies ausgebaut werden? Fehlt im was, oder hat er Lebensträume die er sich noch erfüllen möchte?
    Da du schon zu Beginn auf körperliche Beschwerden verwiesen hast... Oft klammern sich die Menschen an alte Vorstellungen und was früher ging oder möglich war. Vielleicht reicht hier schon ein neuer Fokus? Was ist mit der derzeitigen körperlichen Verfassung möglich und reizt er dies überhaupt aus? Gibt es evtl. auch neue Aktivitäten zu entdecken?
    Was tut er für seine geistige Fitness?
    In der Kommunikation ab 17.30Uhr geht die Total Power zurück, Pulsniveau steigt aber (lowlight der Messung). Was hat er hier getan? War es eine "gesellige Runde" mit ein paar Bier z.B.?

    So ich denke fürs erste reicht es ;-) ...
    Ich hoffe es hilft.

    Liebe Grüße Nicole

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    • Gast-Avatar
      Gast kommentierte
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      Hallo Nicole,
      Vorerst vielen Dank für deine sehr hilfreiche Ausführung, die perfekt auf den Punkt trifft. Du hast vollkommen recht, daß die Messung eigentlich sehr gut aussieht. Genau das aber hat mich etwas skeptisch gemacht und verunsichert, da er selbst und auch ich, das absolut nicht so erwartet haben. Ich kenne den Klienten seit vielen Jahren. Er war in seiner aktiven Zeit in der Spitzengastronomie sehr erfolgreich tätig und jetzt seit einigen Jahren in Pension und war/ist in der Einstellung zu seiner Gesundheit der klassische 'Hypochonder', obwohl er selbst das natürlich nicht so sieht. Es fehlt ihm sicherlich derzeit, so wie vielen Pensionisten, an der entsprechenden Selbstbestätigung und täglichen Erfolgs-/Nichterfolgs-Erlebnissen. Eigentlich kann er sein Gesundheitsproblem nicht so zu 100% darstellen, es reicht von regelmäßig auftretenden Herzrhythmusstörungen bis zu generellem nicht wirklich definierbaren 'sich Unwohl fühlen'. Ich habe daher auch die Vermutung, daß sein Problem eher im psychischen Bereich zuhause ist, umso mehr er mir berichtet hat, daß beide seiner Elternteile bereits ungefähr in seinem derzeitigen Alter an Herzproblemen verstorben sind.
      Leider ist er von seiner Einstellung nicht sehr offen gegenüber allen nicht direkt in der herkömmlichen Medizin verankerten Methoden, z.B. der Arbeit im mentalen Bereich (Meditationen, autogenes Training, Hypnose, etc.), die sicherlich in seinem Fall sehr hilfreich sein würden. Aber auf jeden Fall wird diese Messung einen sehr guten Dienst für ihn leisten um ihn in einer optimistischen Sichtweise zu bestärken und zu motivieren. Genau in diese Richtung möchte ich mein Coaching bei ihm auch aufbauen.
      Noch kurz zu der Frage betreffend die Zeit ab 17:30. Wie vermutet war dies sicherlich eine 'gesellige Runde' mit Freunden die auch einem (oder mehreren) guten Tropfen nicht abgeneigt sind.

      Nochmals danke für deine investierte Zeit und
      Liebe Grüße Richard

  • #3
    Hallo Richard,

    Nicole hat ja schon vieles sehr richtig angesprochen. Noch ein paar Gedanken. Nachdem die Messung technisch blitzsauber ist, gibt es keinen Grund, an den Daten zu zweifeln. Aber der Mann ist natürlich medikamentös fremdgesteuert. Einige Medikamente sind halt die Standardtherapie, um die man als 2facher Stenteigentümer nicht umhin kommt, weil sie schlicht die Risikofaktoren in geordnetere Bahnen lenken und die Lebenserwartung verbessern: Cholesterinsenker, Blutverdünner, Magenschoner, wahrscheinlich noch ein Blutdrucksenker (zumindest sieht es danach aus, weil er seinen Puls beim Sport nicht mehr so richtig hochpushen kann) und noch Plavix bzw. Clopidogrel als zusätzliche Blutverdünner… auch noch ein Antidepressivum (wegen des Leidensdruckes der Schmerzen?). Da kommt schon was zusammen! Was man aber generell sagen kann ist, dass die Medikamente ihre Wirkung tun. Die Herzrate reagiert akkurat auf unterschiedliche Aktivitäten, eine klassische „Wanne“ im Schlaf, eine RSA, das Pulsniveau ist niedrig, etc.

    Was die Fernseh-Aktivität abends betrifft: Die RSA sieht eigentlich gar nicht klassisch nach Müdigkeit und schon gar nicht nach Erschöpfung aus, er ist dabei körperlich entspannt. Aber was sagt die Befindlichkeitsleiste in der Vitalanalyse unterhalb der Aktivitäten? Auch die PC-Arbeit nach dem Mittagessen sieht nicht nach Müdigkeit aus.

    Auch wenn die tägliche Einnahme von 9 Medikamenten manchmal etwas mühsam ist – ich kann als ebenfalls 2facher Stentbesitzer auch ein kleines Lied davon singen – lohnt es sich, dabei konsequent zu sein, weil sie schlicht ihren Sinn haben. Im Auge behalten sollte er, dass die Cholesterinsenker ihm keine Muskelschmerzen verursachen, was aber nur bei jedem 91. Patienten der Fall ist. Dafür wird aber bei einem Blutbild ein eigener Wert erhoben, der mir jetzt nicht geläufig ist. Der Graue Stark könnte auch Thema werden. Er sollte auf alle Fälle regelmäßig ein Blutbild machen lassen, damit die Nebenwirkungen der Medikamente abschätzbar bleiben.

    Für seine "Geschichte" eigentlich sehr erfreulich!

    Liebe Grüße, Erich

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    • Gast-Avatar
      Gast kommentierte
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      Hallo Erich,
      Danke auch für deine wichtige Ausführung, die mich in meiner Meinung bestärkt, daß das Hauptproblem meines Klienten im mentalen Bereich liegt wie ich es auch Nicole gesagt habe. Ich habe auch vermutet, daß die Palette der Medikamente als gesamtes, speziell aber ev. die Antidepressiva, verantwortlich sind für sein verringertes Kontzentrationvermögen und gebremste geistige Leistungsfähigkeit. Aber ich bin kein Mediziner und schon gar kein Spezialist im Bereich der Medikamente und werde natürlich davon absehen ihn in dieser Richtung zu beraten. Aber auf jeden Fall ist das Ergebnis dieser Behandlung sehr positiv und zeigt eine sichtbar relativ gute Wirkung hinsichtlich seines gesamten Gesundheitszustandes. Ich glaube, genau diese Bestätigung ist für ihn in seiner jetzigen Situation sehr wichtig.

      Liebe Grüße, Richard

  • #4
    Hallo Erich,
    Du meinst den CK (Creatinkinase) Wert, der ist ein guter Indikator für evtl. muskuläre Schädigung...
    Liebe Grüße Nicole

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    • #5
      Danke, Nicole, ich hab‘s ja gewusst, dass es im Blutbild ziemlich ganz oben steht!

      Zum Thema Spitzengastronomie: Ich kenne aus diesem Metier kaum jemand, der in der Lage ist, während seiner Berufstätigkeit dauerhaft irgendeinem Hobby nachzugehen, das auch diesen Namen verdient. Köche – erst recht in der Spitzengastronomie – gehen in ihrem Beruf oft voll und ganz auf und haben Jahrzehnte lang einen Stresspegel, der unmenschlich ist und das vielfach 7 Tage die Woche, denn am "freien Tag" geht es um Buchhaltung & Co. Es ist ja ähnlich, wie beim Fußball, wo auch jeder, der einmal auf ein rundes Leder drauf gedroschen hat, bereits als Teamchef im Gespräch ist. Und in der Gastronomie glauben viele Gäste, sobald sie „Gänseleberpastete“ halbwegs unfallfrei buchstabieren können, können sie sich bereits als begnadete Restauranttester hofieren lassen. Ich beneide viele Köche um ihr famoses Können, aber wahrlich niemanden um den Druck, dem sie tagtäglich standhalten müssen. Noch dazu in einer Branche, in der es immer schwieriger wird, geeignetes Fachpersonal zu ergattern. D. h. nicht nur die Arbeit selbst, sondern auch die Arbeitsumstände werden auch immer lausiger. Und der kommunikative Umgangston in einer Restaurantküche ist i. d. R. gewohnheitsmäßig auch verheerend. Schreien, schimpfen und drohen ist fast normal. Dass viele Köche am Ende ihrer Berufslaufbahn völlig ausgelaugt sind, ist wahrlich kein Wunder.

      Dein Kunde tut gut daran, sich konkrete Ziele für den Rest seines Lebens zu suchen, weil er als ausgeprägter VLFler diese dringend braucht, um ein Sinngefühl und eine Perspektive zu haben. Er braucht sicher das, was man als „neues Mindset“ bezeichnen kann. D. h. ein „neues System an Überzeugungen, Vorstellungen und Meinungen in Bezug auf sich selbst und die Welt um sich herum“. Sein Selbst- und Weltbild gehört auf den Prüfstand, um (wieder?) in die Gänge zu kommen. Was wollte er immer schon mal tun? Welche Steckenpferde hatte er in seiner Jugend? Was konnte er noch nicht verwirklichen? Wo gibt es sozialen Anschluss an Gleichgesinnte?

      Grüße, Erich

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      • Gast-Avatar
        Gast kommentierte
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        Danke, Erich, für deinen Kommentar. Du hast vollkommen recht, genau so war und ist es bei meinem Klienten. Er kompensiert diese fehlende 'Auslastung' zur Zeit im Sommer durch häufigeres Golfspielen und sonstige Kontakte mit seinem engeren Freundeskreis. Im familiären Bereich gibt es glücklicherweise die Situation, daß ihm seine Tochter vor kurzem ein erstes Enkerl geboren hat und daher natürlich dadurch auf der menschlichen Seite sich für ihn auch ganz neue Perspektiven eröffnet haben. Ob das für ihn reicht um nicht nur in der Beschäftigung mit seinem Gesundheitszustand hängen zu bleiben sondern ein neues befriedigendes Selbst- und Weltbild zu schaffen wird sich noch zeigen - ich wünsche es ihm auf jeden Fall!
        ps: Die positive Darstellung seiner HRV-Messung bei dem Coachingespräch hat auf jeden Fall eine gute Wirkung gezeigt und ihn sichtlich mental aufgebaut.
        Liebe Grüße
        Richard
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