Überlastung im System

[Anonymous]

Liebe Community.

Könnt ihr mir ein paar Tipps geben, was ich der Klientin mit auf den Weg geben kann, damit ihr Werte wieder besser werden? Sie hat viel Streß, was sich auch in ihrer Herzrate zeigt.

Klar - Pausen, Sport und Ernährung sind wichtig, aber habt ihr vielleicht konkrete Dinge, die ihr ihr empfehlen würdet, abseits der klassischen Zwischendurchpausen und Atemübungen?

Herzliche Grüße

Michael Spulak
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[Willi Achilles]

Geht schon aus deinem Text hervor: Mit der allgemeinen Mähr vom gesunden Leben kommst du hier nicht weiter. Wenn ich solche Klienten/in habe, die im Gespräch ähnlich reagieren schlage ich folgendes konkret vor: "1. Unbedingt Herzspezialisten aufsuchen und neben der Untersuchung nach (in Deutschland) § 44 SGB XI Herzsport auf Verordnung 50 Einheiten fragen lassen. 2. Jeder Mensch ist etwas besonderes und das heißt er braucht auch besondere individuelle Dialoge. Gehe zu einem Spezialisten der im Gespräch dir die Psyche deines Lebensstils erklärt. Es geht nicht um das Helfen, sondern es ist gut Argumente zu seinem Leben aus einer anderen Sicht zu sehen." Deine Klientin ist eine Herausforderung. Akzeptiert sie dich nicht (ist nicht persönlich sondern aus Sicht des anderen) ist jeder Versuch so lange ohne Wirkung, bis ein Ereignis eintritt. W. Achilles

[Michael Spulak]

Hallo Willi. Danke für dein Feedback. D.h. du würdest sie an einen Herzspezialisten verweisen?

[Willi Achilles]

Michael, "zum Spezialisten" überweisen, stelle dir meine Antwort so vor. Die Klientin bist du und hast bei mir die Messung gemacht. Du, also Klientin hat die Messung gemacht um mal zu sehen. Klientin ist von sich überzeugt, erlebt möglicherweise in ihrem Umfeld nur Unfähigkeit und mangelndes Interesse die großen Dinge die geschafft werden müssen auch zu erledigen. Währe das anders würde sie ja ruhiger Leben können. Das ist jetzt einmal die angenommene Meinung der Klientin. Du/ich können das als Coach nicht zum Ausdruck bringen. Aber denken können wir das bei diesem Bild! Jetzt nehme ich/du aus der Messung Vital-Analysebericht Punkt 2.4. Empfohlener Pulsbereich möglicherweise die Werte, sagen wir: 100 bis 130 BpM und empfehle, gehe für 30 min. auf ein Ergometer, Wandern oder Laufen Hauptsache in diesem Pulsbereich. Fange mit 2 mal die Woche an und vorher gehst du zum Sportarzt. Was denkt die Klientin, wir wissen es nicht, könnte aber so sein: Der meint zu wissen was ich brauche. Schon der Sportarzt hat mich vom Schulsport befreit. ( man sagte mir: 70 % aller medizinischen Befreiungen vom regulären Sportunterricht kommen von Mädchen. Neuerdings ziehen Jungen nach!) Anders: Ein seriöser erfahrener Arzt und noch dazu ein Spezialist schüttelt bedenklich mit dem Kopf und erklärt der Klientin mit vielen Worten die wir als Nichtmediziner nicht verstehen, "Ich habe etwas besonderes für sie! Und nun kommt dein Text den du ihr gesagt hättest. Sie würd es annehmen, zumindest eine Zeitlang. Noch wichtiger ist ein Psychologe! Wenn er ihr sagt: Es gibt viele in ihrem Beruf, ihrem Alter mit gerade ihren Problemen und da müssen wir mit ihnen arbeiten. Das Ziel ist erreicht. In meiner Arbeit habe ich ei gutes Dutzend "Spezialisten" und normale Ärzte, Psychologen unter sagen wir Vertrag. Schicke ich ihnen solch Klienten/in sagen die ihnen das, was ich nach § 18 des Gebrauchsgüter und Nahrungsmittelgesetz nicht darf: Werbung mit gesundheitlichen/ krankmachenden Ängsten (so ungefähr) zu machen. Also die Arbeit mit dem Klienten/in ist kompliziert und macht aber Spaß, wenn du siehst du konntest 1-nem Klienten von 10 helfen. Alle geht nicht. Gruß W. Achilles

[Michael Spulak]

Danke Willi für die hilfreichen Informationen. LG Michael

[Erich]

Hallo Michael,
sehr interessant! Die Messung zeigt wieder einmal, was für ein sensibler Seismograph die HRV ist, um vegetative Erdbeben aufzuzeigen. Da zeigt ja fast jede Aktivität eine andere HRV-Charakteristik. Klickt man die einzelnen Aktivitäten der Reihe nach durch, gibt es in ihrem Job offensichtlich Leute, die es gut mit ihr meinen (15 – 17.30) und andere, unter denen sie leidet (12 – 13) bzw. Arbeiten, die ihr liegen oder im Magen liegen. Trotz ihres lausigen Allgemeinzustandes (hohes BA und niedriger GVI) ist der Vagus tagsüber mit 15% (erwartbar wären eher 5% oder so) nicht übel, obwohl sie teilweise im Sitzen eine Herzrate bis zu 170 hat… D. h. von ihrer Veranlagung her ist sie ein hochsensibler Mensch, der aber nur unter guten Arbeitsumständen (feines Umfeld + wohlwollende Mitarbeiter) seine Leistung effektiv auf den Boden bringt. (Was nützen bei einem Auto 500 PS, wenn man sie beim Wegfahren nicht bändigen kann, die Reifen ständig durchdrehen und sich schnell abnutzen? Nennt man das nicht Burnout?)
Die Frage ist daher für mich, ob der Stress und die daraus folgende, „hoffnungslose“ Überaktivierung (69% oder 17 Stunden im „Gehen, manuelle Arbeit,. 133.000 Herzschläge ohne Sport! Bzw. 0,02% im Schlafmodus!), dem sie sich ausgeliefert sieht, fachlich-beruflicher oder psychosozialer Natur ist. Sie reguliert ja noch sehr gut, aber auf einem sehr hohen Niveau. Noch so eine Frage: Isst sie irgendwann auch was in Ruhe, oder sind alle Mahlzeiten „Arbeitsessen“?
Die zirkadiane Rhythmik hat sich umgedreht. Der kurze Erschöpfungsschlaf (v. a. 1. Hälfte), gleicht eher einer Narkose als einem Schlaf… Narkos statt Hypnos! (Trinkt sie beim Fernsehen, um sich zu entspannen und abzuschalten?)
Bei ihr liegen – wie bei allen sensiblen Menschen, die das vielleicht im Beruf nicht zeigen dürfen, weil sie „tough“ ihren Mann stellen müssen – Motivation und Frust sehr, sehr eng beieinander. Sie reguliert ja extrem schnell hoch, wenn es „eng“ wird. (Auch so ein Alarmzeichen.) Es wäre sicher super hilfreich, wenn sie sich an die einzelnen Aktivitäten, bei denen es ihr sehr gut geht (15 – 17 Uhr) und wo sie sichtlich leidet (12 – 13), noch möglichst genau erinnert. („Wie fühlt sich das mit geschlossenen Augen an?“) Beweis- und Fundstücke herzeigen!!! (Highlights stärken – mehr davon! und Lowlights auflösen)
Schau Dir mal die Typologie der HRV an: Stark in…, Gefahr, Fokus, Zweck,… Auch 7 Säulen ansprechen.
Metathema einer sensitiven Person, wie dieser könnten auch sein: lebt sie noch für die Arbeit oder spürt sie mit ihren 36 Jahren und einer unermüdlich tickenden biologischen Uhr schön langsam andere Themen in ihr Leben sickern. Sieht sie in ihrem beruflichen Dasein noch den großen Lebenssinn? Welche Bedeutung hat die Arbeit für sie? (Schläft sie grundsätzlich allein?)
Keine Frage: der Frau kostet der Alltag viel Energie, aber es gibt auch tolle Phasen. Was sie sicher dringend lernen muss, ist nicht rund um die Uhr erreichbar und für den Job da zu sein (21 – 22.30!). Gibt es eine Möglichkeit, die belastenden Tätigkeiten zu delegieren? Hat sie die Möglichkeit, Stress „aktiv“ abzubauen, oder regelt sie alles mental?
Liebe Grüße ausm Gebirge, Erich

[Michael Spulak]

Hallo Erich. Wau so viel Input. Danke für dein Feedback. Ich konnte im Gespräch schon ein paar Dinge abklären. Abschalten und der Sinn im Leben sind momentan sicher Themen bei ihr. Sowie auch teils körperliche Probleme und Überforderung. Du hast aber sicher recht, daß sie ein sehr sensitiver/wahrscheinlich sogar hoch sensitiver Mensch ist. Herzliche Grüße Michael.