Guten Abend, ich möchte hier eine heutige Messung vorstellen. Der Hausarzt überwies mir die Patientin in meine psychotherapeutische Praxis, weil sie seit Dez. 2018 wegen Erschöpfung schon bei leichter körperlicher Belastung und erheblichen Konzentrationsstörungen arbeitsunfähg sei. Diagnostisch wurde sie unterschiedlichen Fachrichtungen durchuntersucht (inkl. Neurologie und Endokrinologie, alles ohne patholog. Befund). Jetzt schickte er sie zu mir, weil es "nur noch psychisch sein kann". Nach der geschilderten Symptomatik vermutete ich ein CFS, die Messung widerspricht aber dem klinischen Bild.
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Patientin berichtet klinisches Bild eines CFS
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HI,
sehr spannend finde ich, dass deine Klientin u.a. wegen Erschöpfungszuständen seit Monaten arbeitsunfähig ist, aber 3x Sport protokolliert hat, wenn auch nur kurz. In welchen Situationen tritt die Erschöpfung auf? Nur beruflich oder auch privat? Was hat denn deine Klientin in den letzten Monaten bereits umgesetzt, um ihren Zustand zu verbessern?
lg Patricia
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Hallo,
nachdem die Patientin bereits medizinisch gut abgeklärt ist und kein Befund erhoben werden konnte, schaut es nicht so aus, als ob es bei der HRV um so viel anders wäre. Schon oberflächlich und rein optisch betrachtet (Spektrogramm und Pulskurve) gibt es an der Messung nicht allzu viel auszusetzen. Die Herzrate reagiert akkurat auf sich ändernde Aktivitäten, und das wird auch im Spektrogramm gut sichtbar. Wenn sie sich konzentrieren muss, dann gelingt es ihr auch, in einen gedanklichen Bezugsrahmen einzutreten und in diesem im Sinn einer Fokussierung auch zu bleiben, solange es nötig ist. Auch die Performanceleiste müsste das gut widerspiegeln. Und nachdem es keinerlei Artefakte o. ä. gibt, ist auch der Hof um den Mittelpuls durchgehend sehr beachtlich, i. S. v. hoher Variabilität!
Einzig der Schlaf ist phasenweise nicht erholsam, die Herzrate sinkt nicht ab, obwohl es eine deutliche RSA gibt und auch die HF und RMSSD leicht ansteigen. Zu Beginn des Schlafes sind ja durchaus Erschöpfungstendenzen erkennbar, aber super dramatisch ist das nicht. Ihre Herzrate ist natürlich im Schnitt um 5 – 10 Schläge/Min. zu hoch, d. h. die Ökonomie lässt zu wünschen übrig. Das erklärt aber keinesfalls die von Dir erwähnte Erschöpfung bei leichter Belastung und die erheblichen Konzentrationsstörungen, die sogar zu Arbeitsunfähigkeit führen.
Es wäre dumm, ihr ihre subjektiv empfundenen Zustände ausreden zu wollen, solange das für sie tatsächliche Realität ist. Ich möchte ihr auch nicht unterstellen, dass sie die Befindlichkeitsstörungen seit einem halben Jahr wie eine Monstranz vor sich her trägt, um sich vor irgendwelchen anderen belastenden oder überfordernden Gschichten zu schützen... (Achtung: Küchenpsychologie!) Aber fundiert stützen lassen sich – vorsichtig ausgedrückt – die doch massiven Beschwerden durch die HRV-Messung m. E. nicht.
LG, Erich
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