Gedanken zu HRV-Sport-Themen

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  • Armin
    antwortet
    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    Ich sehe das auch so. Worte erschaffen unsere Welt und unsere Wirklichkeit und beeinflussen dann stark unser Handeln. Generell erlebe ich die Formulierungen in den Lebensfeuer-Auswertungen als sehr sorgfältig und aufbauend gewählt. Polarisierte Trainingsempfehlungen finde ich jedoch eher nicht. Ich fühlte mich eher dazu motiviert mein Intervalltraining aufzugeben, welches ich vor den HRV Messungen durchführte, und stattdessen im sauren und giftigen Bereich zu trainieren. Wobei, ich sehe jetzt, dass ich auch im empfohlenen mittleren Bereich lande (mit der durchschnittlichen Herzrate), wenn ich Intervalltraining absolviere. Ich hätte also das Intervaltraining nie unterbrechen müssen.

    Aber ich möchte hier ein anderes Thema anschneiden. Der Workshop hat bei mir zu weiteren Fragen geführt. Und das ist gut. Nun, ich bin ja noch ganz am Anfang meiner Ausbildung und deshalb erlaube ich mir Euch drei Fragen zu den Grundlagen zu stellen.

    Die erste wäre: Ich habe so ziemlich vieles über den pNN50 gehört und gelesen. (was man darüber findet, weiss ich also schon). Dieser Wert ist in der Sport HRV sehr wichtig. Zudem wird er bei jeder Aktivität in der Lebensfeuer- Auswertung angegeben. Ich möchte gern wissen, wie er berechnet wird. Ich kenne alle Lexikondefinitionen bereits. Hilfreich wäre ein ganz konkretes Beispiel, vielleicht aus Euren Messungen?

    Zweitens: Zur Interpretation des pNN50 habe ich auch eine Frage: In der Literatur wie auch am Workshop wurde gesagt, dass der pNN50 die Kraft der Bremse anzeige (also die Stärke der parasympathischen Aktivität). Ist dem wirklich so? Ich bin mir da nicht so sicher. Ich würde sagen, dass der pNN50 ganz neutral "Veränderung" anzeigt, also auch Beschleunigung.

    Die dritte Frage betrifft die Dynamik C: Ich weiss, dass das ganz einfach ist (wie der pNN50 auch). Aber hätte ich es begriffen, so könnte ich die Dynamik C auch selber berechnen. Welche Herzaten werden da genau miteinander verglichen? Es spielt keine Rolle, welche Herzrate ich nehme, ich komme nicht auf die angegebene Dynamik C. Am ehesten würde mir hier auch ein konkretes Zahlenbeispiel aus einer konkreten Messung dienen.

    Vielen Dank. Ich bin gespannt auf Eure Antworten.

    Liebe Grüsse
    Armin

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  • Willi Achilles
    antwortet
    Hallo Erich,
    ich stimme deinem Standpunkt voll zu. Würde mich freuen zum Thema am 15./16. Juni 2019 in Wien zum Spezial Workshops eine wie du sagst "vertiefende Diskussion" weiter zu führen. Ich unterscheide in meinen Zielgruppen unter anderem in Sport, auch mit beachtlichen Leistungen. Das Ziel gesund 100 Jahre zu werden und unter der Rubrik Betriebliches Gesundheitsmanagement steht unter Arbeitgeber: Trainer / Übungsleiter und unter Arbeitnehmer Spitzensportler. (Ich bin für den Hochleistungssport mit all seiner Härte wie in der Wirtschaft) Bereits um 1950 machten sich ernstzunehmende Fachleute Gedanken über den "anderen Weg"
    Dr. Ernst van Aaken: Laufe mäßig aber täglich. Und: Sei nicht so gefräßig. Und Arthur Lydiard meint: Man kann nie zu langsam Laufen, nur zu schnell. Beide haben Weltklasseathleten im Langstreckenlauf herausgebracht.
    Seit ungefähr 1936 tobt der Krieg zwischen den Extremen im Sport. Gewonnen haben die Methoden der "Schnellentwicklung und möglichst minimalem Aufwand".
    Du bist der Diplomat von uns beiden. Deine Worte sind höflich formulierte Kritik. Das ist auch gut so. Um es jedoch schneller jedem verständlich zu machen:
    Der Wahnsinn liegt in den Altersklassen! Ein Trainer / Übungsleiter erhält nur Prämien (und bleibt im Amt) wenn aus seiner Altersgruppe AK 10 (bis 10 Jahre) möglichst viele die Bedingungen der AK 11 erfüllen usw. daraus folgt zwangsläufig auch gegen den persönlichen moralischen Anspruch wird alles getan, das Kind so schnell wie möglich auf Leistung zu trimmen. Wem das nicht gefällt oder anderer Meinung ist, wir können uns in Wien beim "Heurigen" abends darüber unterhalten. Jedenfalls habe ich nach langem Suchen im Bereich der im Sport üblichen Testverfahren in der HRV Messung das Instrument gefunden, dem Athleten als auch dem Trainer / Übungsleiter verständlich zu machen: So können gesund Leistungen erzielt werden. Übrigens warte ich schon sehnlichst auf die neuen Gurte. Warum? Fasst jeder läuft mit solchen Dingern rum. Den Athleten dazu zu bringen extra unsere Recorder anzulegen gehört schon nicht in ihr Programm.
    Freue mich auf ein Wiedersehen
    achwilli

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  • Erich
    hat ein Thema erstellt Gedanken zu HRV-Sport-Themen

    Gedanken zu HRV-Sport-Themen

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    nach dem HRV-Sport-Wochenende in Wien mit vielen fachlichen und gedanklichen Inputs habe ich die letzten Tage über das Gehörte und Erfahrene ein wenig nachgedacht, weil bei manchen Themen eine eigentlich interessante, vertiefende Diskussion aus Zeitgründen einfach nicht möglich war. Deshalb jetzt ein paar Gedanken zu angerissenen Themen, die ich besonders interessant fand.

    Nachdem ich bei jedem HRV-Update der letzten Jahre dabei war, kristallisiert sich für mich ein Hauptthema des Trainings heraus: Offenbar werden insbesondere bei Kindern und Jugendlichen Trainingsmethoden angewendet, die zwar in sehr jungen Jahren unter besonders günstigen Umständen zu größeren Leistungszuwächsen führen können, die man aber durchaus als trainingsmethodischen „Pyrrhussieg“ bezeichnen kann, weil die Leistungsentwicklung vielfach nicht nachhaltig i. S. v. kontinuierlich ist, sondern oft genug stockt oder sogar abfällt. Um es unmissverständlich auszudrücken: Viele Kinder und Jugendliche werden im Training verheizt.

    Sowohl Seppi, als auch letztes Jahr Martin Beiler im Shorttrack und heuer Sarah Wagner im Langlauf und Biathlon haben immer wieder eindrücklich darauf hingewiesen, wie negativ sich die scheinbar wissenschaftlich etablierten Methoden auf Körper, Geist und Seele der jungen SportlerInnen auswirken können. Ja, man muss geradewegs feststellen, dass Kinder und Jugendliche nicht wegen, sondern trotz der auslaugenden Trainingsmethoden bzw. Trainer (vornehmlich in Ausdauersportarten) Leistungsfortschritte erzielen. Sarah hat ja eindrücklich geschildert, wie selbst niederschwelliges Regenerations- bzw. GA1-Training in der Praxis zu einem Ausscheidungsrennen innerhalb der Trainingsgruppe missbraucht wird und „wahnwitzige Umfänge und Intensitäten geschrubbt werden“. Das hat zumindest für mich so geklungen, als ob Trainer ihre SportlerInnen in erster Linie zu Trainingsweltmeistern machen wollen, um ihre persönlichen Alltagseitelkeiten zu befriedigen. Vielfach herrsch auch Folgenblindheit gegenüber zu intensivem Training, weil Ursache – also zu intensives und langes Training – und Wirkung – also schleppende Leistungsentwicklung und zu frühes Karriereende – zeitlich weit auseinanderliegen. Von blindem Trainingsgehorsam und Unaufgeschlossenheit gegenüber Neuem, z. B. HRV-gesteuertem Training, ganz abgesehen.

    Ich bin überzeugt, dass ein beträchtlicher Teil der leidigen Problematik auf ein schlichtes begriffliches Missverständnis zurückzuführen ist, bei dem es hauptsächlich um den sog. „Entwicklungsbereich“ geht. Ein Anstrengungsbereich, in dem sich Sportler, wie am Wochenende bereits diskutiert, selbst recht gerne und lange aufhalten, weil er einem schnell das Gefühl gibt, „was getan zu haben“ und die Erwartungen an einen Sportler auf Punkt und Beistrich zu erfüllen, nämlich sich „richtig anzustrengen“, wie es sich für ein „richtiges“ Training gehört. Es liegt in der DNA von SportlerInnen, sich weiterentwickeln zu wollen und TrainerInnen, alles dafür zu tun. Was liegt näher, als das im Entwicklungsbereich zu tun? Und zwar so lang wie möglich, damit man sich auch noch schnell weiterentwickelt. Wie wir aus den Erfahrungen der HRV-Messungen wissen, ist das ein grobes Missverständnis, weil zu häufiges langes, intensives Training auslaugt, die HRV als psycho-physischen Basisparameter ruiniert, tendenziell krankheitsanfällig macht und so Sportkarrieren völlig unnötig frühzeitig beenden lässt.

    Deshalb denke ich mir, es wäre schlauer, manche Bereiche schlichtweg anders zu bezeichnen, damit sie für SportlerInnen keinen missverständlichen (Un)Sinn ergeben. Nämlich in einen Regenerationsbereich und einen Entwicklungsbereich, der drei Trainingsbereiche beinhaltet, in die der Wettkampfbereich integriert ist. In diesem Sinn:

    EB 3: kurzer, hochintensiver Trainingsbereich (kardio-pulmonales System)
    EB 2: Wettkampfbereich
    EB 1: langer, extensiver Trainingsbereich (Substanzaufbau, Kapillarisierung, Ökonomisierung)
    RB: unterschwelliger Regenerationsbereich

    Damit wäre klargestellt, dass man in jedem Entwicklungsbereich einen anderen Leistungsparameter entwickelt, der in der HRV seinen konkreten, messbaren Niederschlag findet. Der Wettkampfbereich ist ja pulstechnisch meistens nicht der hochintensivste Trainingsbereich, weil Wettbewerbe im Ausdauerbereich ja von einem 10-km-Lauf bis zum Race accross America gehen. Deshalb halte ich es auch nicht für sinnvoll, alle Ausdauerleistungen generell über einen Kamm zu scheren. Mit dieser Bezeichnung wäre zumindest aus Sicht der HRV sichergestellt, dass JEDER Trainingsbereich ein Entwicklungsbereich ist, und nicht nur derjenige, der bis jetzt als Entwicklungsbereich bezeichnet wird. So lässt sich z. B. sportartunspezifisch ohne schlechtes Trainingsgewissen in einem relativ niedrigen Bereich trainieren.

    Ein weiteres Thema betrifft die Abwechslung im Trainingsalltag. Jean Cocteau hat den Satz geprägt: „Die meisten Menschen leben in den Ruinen ihrer Gewohnheiten.“ Damit ist natürlich nicht ein stabilisierender Lebensrhythmus gemeint, sondern dass bestimmte Routinen und Gewohnheiten schon lange ihre Bedeutung im Alltag verloren haben, viele Menschen es aber nicht fertigbringen, diese zu hinterfragen und zu verändern. Ich bin überzeugt, dass auch eine beträchtliche Zahl v. a. leistungsorientierter Hobbysportler oft in den Ruinen ihrer Gewohnheiten trainiern. D. h. es wird einfach nicht hinterfragt, ob bestimmte Trainingsformen und -methoden überhaupt zu Fortschritten führen oder es wird schlicht das trainiert, was einem persönlich leicht fällt und gefällt, weil es ein gutes Gefühl macht. Die Abwechslung im Training kommt da viel zu kurz. Jeder Sportler braucht immer wieder Tapetenwechsel, d. h. völlig ungewohnte Reize, die nicht nur physisch, sondern auch psychisch, also motivatorisch, etwas bringen.

    Liebe Grüße, Erich
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