Keine RSA

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    Ich finde es ungewöhnlich keine
    RSA bei der Dame zu haben...
    kennt ihr das Phänomen auch ?

    Danke herzlich und Gruss

    Jürg und Anja
    public08535735c4c81489e0079d801996bfc5

  • #2
    Hallo Anja,

    ja, das "Phänomen" kenne ich. Bei Personen in der Altersgruppe Deiner Klientin v.a. dann wenn Erschöpfung, chronischer Stress, reduzierte Belastbarkeit und auch Depressivität im Spiel ist. Im Beispielordner und auch in Alfreds zwei Büchern gibt es Beispiele dazu (z.B. Praxisbuch Seiten 92/93, 94/95 - hier sogar bei noch jüngeren Personen - Seite 197: 47jähriger Mann.
    In "Einfach leben" im Bildteil: Abb. 19-21, 25, 26, 28 und den dazu gehörigen Textpassagen).

    Die Schlafphase spiegelt in der Regel die Reaktion auf den Tagesververlauf zuvor wieder. In diesem Sinne ist es schade, dass wir nicht wissen, wie der Tag vor der Messung Deiner Klientin abgelaufen ist; ein Messbeginn um 22 Uhr ist aus dieser Sicht ungeschickt. Allerdings zeigt sich schon zu Messungsbeginn Erschöpfung, die sich dann in den Schlaf hinein zieht. Und dann auch am Tag danach phasenweise auftritt. Der Vagus ist tagsüber schon sehr eingeschränkt und in der Nacht fast komplett weggebrochen. Von den Aktivitäten her: viel Arbeit - wenig Erholung - keine besondere Aktivierung. Ich denke, da könnten die o.g. Themen auch bei Deiner Klientin auch eine Rolle spielen. Was meinst Du dazu?

    Lieben Gruß Hannelore

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    • #3
      Hallo Anja,

      was wir hier wieder einmal sehen, ist „vegetativer Verschleiß“. Ein Gelenk verschleißt immer dann, wenn man es pausenlos oder gar nicht bewegt. Mit dem Vegetativum ist es letztendlich nicht viel anders: Der Sympathikus verschleißt an seiner Daueraktivierung und der Vagus schwächelt und krankt an seiner Nichtaktivierung. D. h.: Wenn der Vagus durch jahrelangen chronischen Stress praktisch völlig in die Knie gezwungen wurde (HF 2,8% und pNN 1,25%), kann es irgendwann nur an einem fehlen: Ökonomie. Auch die Pulsbereiche zeigen ja schon unzweideutig, woher der Wind weht: Pulsbereich Schlafen 0,0%. (Sieht man auch nicht alle Tage bei 6 1/2 Stunden Schlaf…)

      Trotzdem würde ich vorsichtig damit sein, der Frau vorzuhalten, sie sei ganz „selber schuld“ an ihrem Zustand bzw. dem Ergebnis der Messung. Meiner Erfahrung nach schleppt man den „0,1er“-Archetypus tendenziell sein Leben lang mit (siehe Buch S. 148). Vieles ist, denke ich, veranlagt. Wahrscheinlich war auch vor 10 Jahren das Verhältnis der Frequenzbereiche nicht grundsätzlich sehr viel anders, aber auf einem viel höheren Niveau, d. h. bei höheren Absolutwerten. Wodurch lässt sich der 0,1er-Typ charakterisieren:

      Gewissenhaftigkeit bis Perfektionismus; ordnungsliebend (sieht man z. B. an den schön geordneten Aktivitäten); zuverlässig; kann sich schnell auf was einlassen, aber nicht gut loslassen (Das mach ich noch schnell fertig!); kann schlecht delegieren (Das mach ich lieber selber!); hohe Leistungsbereitschaft (Das kann ich, auch wenn’s anstrengend ist!); braucht dafür aber viel Anerkennung (eher nicht finanziell, sondern ideell); neigt zum Einzelkämpfertum (Bürohengst). Idealer Arbeitnehmer für den Chef. Im Buch findet man so ähnliche Messungen auch: S. 156 und 172 z. B.

      Was tun? Bevor ich ihr die Messung präsentiere, würde ich sie fragen, wie es ihr geht: körperlich, mental, Schlaf, etc. Vielleicht stimmen „subjektiv gefühlt“ und „objektiv gemessen“ ja überein. Ich arbeite gern mit Metaphern, die jeder kennt. Z. B. Auto: hohe Drehzahl, wenig PS, reduziertes Drehmoment, viel Schadstoffausstoß (Die RSA ist sehr hoch, d. h. sie atmet praktisch die ganze Nacht sehr schnell (ca. 21x/Min.!!!) etc. Um sie zum Mitmachen zu animieren, braucht sie als 0,1er eine Art Rezept (=Weg): Man nehme: 1x/Woche massieren zum Lockern und Entspannen (damit der Vagus gestärkt wird), 2x/ Woche mit einer Gruppe was tun (z. B. Nordic irgendwas), usw. Wenn sie davon überzeugt ist (weil sie mitbestimmt hat!), dann wird sie entscheiden, was zu tun und das auch eine Zeit lang nicht infrage stellen. (Auch mal fragen, was ihr in ihrer Jugend viel Spaß gemacht hat, sie aber schon lange nicht mehr getan hat.) Auch bei so einer Messung gibt es Positives – darauf hinweisen!

      Liebe Grüße, Erich

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      • #4
        Hallo Erich,

        einmal mehr ein toller Beitrag mit einem praxisnahen Coaching-Ansatz von Dir. Vielen Dank, dass Du uns immer so an Deinen Erfahrungen teilhaben lässt.

        So wie schon 2015, frage ich Dich heute wieder: wann wird es Deine Coaching-Tipps endlich als Buch geben??? HRV-Messung plus Ideen zum Coaching: ich bin überzeugt, dass es sehr gut angenommen würde.

        Lieben Gruß "ins Gebirg",
        Hannelore

        Nachtrag, weshalb (für mich jedenfalls) Deine Beiträge mit Coaching-Tipps so wertvoll sind:
        Das LF-Bild, die fachlichen Begriffe und Daten "lesen" zu können ist das Eine; aber noch viel wichtiger ist es ja, diese Erkenntnisse für den Klienten in Worte zu fassen, die es ihm möglich machen, die "Botschaft" daraus nicht nur zu sehen oder zu hören, sondern auch wirklich anzunehmen und v.a. in Taten umsetzen zu können. Und das kannst Du in meinen Augen unglaublich gut!

        Deshalb finde ich, das sollte auch zusätzlich zur Community publiziert werden, um den Coachingansatz auf Basis einer HRV-Messung in einer breiteren Leserschar bekannt zu machen.
        So, genug dazu - nun bin ich gespannt, ob es Früchte trägt...
        Zuletzt geändert von Hannelore Willmroth; 20.07.2018, 08:08.

        Kommentar


        • #5
          Zitat von Erich Beitrag anzeigen
          Wodurch lässt sich der 0,1er-Typ charakterisieren:

          Gewissenhaftigkeit bis Perfektionismus; ordnungsliebend (sieht man z. B. an den schön geordneten Aktivitäten); zuverlässig; kann sich schnell auf was einlassen, aber nicht gut loslassen (Das mach ich noch schnell fertig!); kann schlecht delegieren (Das mach ich lieber selber!); hohe Leistungsbereitschaft (Das kann ich, auch wenn’s anstrengend ist!); braucht dafür aber viel Anerkennung (eher nicht finanziell, sondern ideell); neigt zum Einzelkämpfertum (Bürohengst). Idealer Arbeitnehmer für den Chef. Im Buch findet man so ähnliche Messungen auch: S. 156 und 172 z. B.
          Hallo Erich,

          danke für diese tolle Beschreibung des 0,1er Typs (und erschreckend, wenn man sich selbst manchmal darin entdeckt )
          Ich kann mich Hannelore nur anschließen, die Verbindung zwischen HRV-Werten und Erklärungen an den Klienten in Worte fassen ist nicht immer leicht. Liest sich bei dir aber immer so, als ob es das einfachste auf der Welt wäre. Danke!!

          Liebe Grüße,
          Patricia

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          • #6
            Erich, auch von mir an dieser Stelle ein großes DANKE an Deine unermüdliche Unterstützung bei den vielen Fragen, die bei der Arbeit mit den Klienten auftauchen.
            Vor allem die Bilder und Vergleiche, die Du anstellst, sind gut greifbar für mich und meine Kunden

            Zum Thema "fehlende RSA":
            Auch wenn wir in der Messung die Aktivitäten des vorangegangen Tages nicht sehen, wird vermutlich nicht so viel Unterschied bei den Aktivitäten zum nächsten Tag sein. Fehlende Pausen, wenig bewusste, aktive Bewegung... Ernährung? Der bestehende Lebensstil wird vermutlich bereits über eine längere Zeit verlaufen.
            Das System ist "belastet" und das zeigt sich auch in der Nacht. Frage ob am Vorabend ein paar Gläser Alkohol getrunken wurden oder ebenfalls spät gegessen?
            Positiv zu erwähnen, finde ich, die Konzentrationsfähigkeit vor allem bei der PC-Arbeit am späteren Nachmittag. Bei der anschließend manuellen Arbeit ist das Feuer weiterhin recht dicht.
            Ich denke auch, dass es wichtig wäre, wenn sie eine Sportart findet, die ihr Spaß macht und sie dabei vielleicht auch mental abschalten kann oder auf andere Gedanken kommt. Damit Freude und Energie in das ganze System Einzug hält, das Feuer in ihr entfacht wird. Vielleicht tanzt sie gerne zu guter Musik? So wie Erich geschrieben hat, die Ideen müssen von ihr kommen, Du/Ihr könnt nur die "richtigen Fragen dazu stellen".
            Wie sieht es mit den Ernährungsgewohnheiten aus? Auch die können das System "belasten"... zB spätes, schweres Essen vor dem Schlafengehen.

            Liebe Grüße
            Karin

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            • #7
              Liebe Hannelore, liebe Patricia, liebe Karin,

              ich weiß Eure ideelle (!!!) Anerkennung sehr zu schätzen! Eigentlich sind wir ja in Zeiten wie diesen als alte, überzeugte 0,1er (und ich schreib das natürlich nur, weil wir unter uns sind) eine dringend benötigte Spezies. Denn das, was Dich, Patricia, schreckt, sind in Wirklichkeit ja eigentlich Tugenden, die wir in unserer Begeisterung halt etwas übertreiben: Aus Genauigkeit machen wir Perfektion, aus Ordnungsliebe und Verlässlichkeit manchmal Pedanterie, aus Beständigkeit wird manchmal Veränderungsresistenz, usw. Und unter all den Übertreibungen von Tugenden leiden wir halt manchmal auch ein wenig. Soll sein… Aber solange uns das immer wieder bewusst wird, können wir ja auch mal 5e grad sein lassen. Zumindest sind wir mit unserem Strauß an Tugenden rechtvertrauenswürdig. Denn wenn eines in der neoliberalen Arbeitswelt unter die Räder gekommen ist, dann ist es Vertrauen. Ein Buch übers Coaching zu schreiben ist angesichts der Individualität der einzelnen Messungen sicher keine leichte Aufgabe. Es ist in etwa wie über den menschlichen Fingerabdruck zu schreiben, da wird man auch nicht wirklich fertig.

              Liebe Grüße, Erich

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              • #8
                Hallo lieber Erich,

                ich zitiere Dich:
                Ein Buch übers Coaching zu schreiben ist angesichts der Individualität der einzelnen Messungen sicher keine leichte Aufgabe. Es ist in etwa wie über den menschlichen Fingerabdruck zu schreiben, da wird man auch nicht wirklich fertig.
                Das alles ist richtig, aber schön wäre es schon...
                Wenn schon kein Buch, dann vielleicht in kleinen Happen - als fortlaufende Serie im Broschürenformat - oder so...?

                Auch gut, was Du über die 0,1er schreibst. Manchmal denke ich mir auch, dass meine 0,1er-Qualitäten in der heutigen Zeit prinzipiell doch gar nicht so verkehrt sind, wenn ich sie mit Augenmaß einsetze.

                LG Hannelore

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                • #9
                  Hallo ihr alle gemeinsam.
                  Erich hat recht. Ein Buch über Menschen zu schreiben hat ein Grundproblem: Schreiben ist naiv ausgedrückt eindimensional, das Leben schon oftmals dreidimensional und legen wir beim Menschen noch die Zeit hinzu, dann kann das (fast) gleiche Bild eine Zeiteinheit früher oder später schon ganz andere Aussagen beinhalten. Erich schon bevor du geschrieben hast, wetzen die "Kritiker" ihre Klingen. Umso anerkennenswerter wird gerade ein Buch wenn es in großer Verantwortung geschrieben wird.
                  Ein kleiner ergänzender Teil zu euren 0,1 er Erläuterungen. Die 0,1 er Typen scheinen einer Angst ausgesetzt, die durch ihre positiven hohen qualitativen Arbeiten (exakt, gewissenhaft usw.) Begründung finden könnte. Alles alleine zu machen, kann mehrere Hintergründe haben. Der einfachste: "Rund um ihn herum sind subjektiv oder objektiv keine der Arbeit gerecht werdenden Teammitglieder. Das wäre ein Problem der Personalabteilung, allerdings bei Klein Unternehmen die Aufgabe des Chefs dem 0,1 er Typ. Strukturfehler. Anders sieht es aus, wenn ganz tief, tief im Inneren des 0,1 er Typ die Angst besteht: Kann ich alle meine Fachleute auch neben meiner eigenen akribischen Arbeit noch ebenfalls jeden Einzelnen nachprüfen? Und verliere ich dabei nicht die Übersicht. Das macht Angst. Im Coaching mit dieser Gattung tendiere ich meist auf die Betrachtung Vertrauen durch Kenntnis der Mitarbeiter und ihren Fähigkeiten. Regelmäßigen Dialog zusätzlich und losgelöst vom Tagesgeschäft zu den anderen Werten der Beteiligten. Dann kommt die eigene Wertigkeit. Wie sieht es mit der eigenen Team Fähigkeit aus? Natürlich lieben wir uns erstmal alle. Meine Gedanken Konstrukte (0,1 er Typ) sind doch das Wahre, oder? Er kann sich oftmals nicht vorstellen, dass andere Menschen andere Grundansätze haben ( Was nicht bedeutet anderer Meinung zu sein) Liegt hier ein klein wenig die Ursache, dann löst es sich erst einmal einfacher, die Arbeit selbst zu machen. Das Problem: Kurzzeitig schnelle "Beseitigung des Problems" , langfristig unökonomisch. Das Gebilde Unternehmen denen alle Typen angehören kann sich nicht entwickeln und wird bei jeder Änderung der Ausgangslage (Anpassungsfähigkeit) mit Verluste einhergehen. Kurz, zusätzlich zu den Tugenden des 0,1 er, sollten Strategie und Taktik langfristig mehr Raum einnehmen als die gewohnte Arbeitsroutine. Sicher etwas holprig und nicht genügend abgesteckt mein Beitrag. Vielleicht trotzdem für einen Gedanken wert.
                  weiter solche Beispielbilder.

                  viele Grüße an euch,
                  achwilli

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